Fremdstolzsein – den Begriff „Fremdschämen“ kennt jeder. Aber „Fremdstozsein“? Das ist das Gefühl, das ich bei der Präsentation der Geschichten und Gedichte hatte, die im Rahmen unserer Frauenschreibgruppe bei der Berliner Aidshilfe entstanden sind – siehe den Blog von Susanne.
Es war so toll zu erleben, wie das Publikum bei der Lesung darauf reagierte! Was ich persönlich schade finde ist, dass diese Lesung im geschützten Raum der Aidshilfe stattfinden musste, weil HIV-Positive auch im Jahr 2016 noch Repressalien befürchten müssen, wenn ihre Erkrankung publik wird. Besonders wenn das Thema Sexualität zur Sprache kommt, wird es für Betroffene immer wieder ungemütlich. „Da sind sie auf einmal alle heilig“ , heißt einem der zornigen Beiträge im Buch. Die Autorin, die unter dem Pseudonym „Jola“ schreibt, fasst darin prägnant das Verhalten zusammen, mit dem sich HIV-Positive immer wieder konfrontiert sehen. Und doch – Leben mit HIV ist ein ganz normales Leben, mit kleinen und großen Freuden und schallendem Gelächter. Auch davon zeugen die Texte in diesem Buch.
Ich würde mir wünschen, dass diese Geschichten so präsentiert werden könnten, dass die tollen Frauen, die dahinter stehen, auch ihr Gesicht zeigen können!