Neustart geht immer – eine Ermutigung

Blick über die Finca, Foto: Heinemann/Schefer

Ein wenig Mut gehört schon dazu, sich immer wieder auf etwas Neues einzulassen. Gar nicht so einfach, oder?

Paul und Irina trauen sich. In einem Alter, in dem sich andere in ein beschauliches Rentnerleben zurückziehen, haben die Business-Coachin und der Architekt  beschlossen, noch einmal einen Neuanfang zu wagen. Sie steigen ins Tourismusgeschäft ein – Corona zum Trotz. Mit der Vermietung von zwei Ferienwohnungen und der Bewirtschaftung eines Teilstücks auf dem Gelände einer ökologisch geführten Finca in Andalusien,verwirklichen sie ihren Lebenstraum.

Wie muss man drauf sein, um so einen Schritt zu wagen? Sind sie einfach nur risikofreudig oder gibt es Lebenserfahrungen, die diesen Schritt begünstigen? Und wie ist es für Irina und Paul dazu überhaupt gekommen? Darüber haben wir uns via Zoom unterhalten.

Irina: Wir sind in unserem Leben immer schon gern durch die Welt gereist und haben uns vorgestellt, unser Alter irgendwann am Meer zu verbringen.
Vor 16 Jahren haben wir die Finca und unser zukünftiges Haus zum ersten Mal gesehen. Es war Liebe auf den ersten Blick! Doch in den Urlauben, die wir seitdem immer wieder dort verbracht haben, ahnten wir nicht, dass sich unser Traum ausgerechnet hier erfüllen würde. Bei unseren Aufenthalten erlebten wir mit, wie die Besitzer der Finca, Anja und Charlie, das Grundstück und die Häuser weiterentwickelten bis sie schließlich beschlossen, ihr Leben neu zu ordnen. Dazu gehörte unter anderem, drei ihrer vier Häuser auf dem Gelände fest zu vermieten. Das Tourismusgeschäft soll fortgeführt werden, jedoch in anderer Form. Außer uns gibt es noch ein argentinisches Paar, das einen weiteren Teil  bewirtschaftet. Als sie uns dann das Angebot machten, zwei der Häuser zu übernehmen, war das für uns wie ein Sechser im Lotto.

Mit einem Neustart sind ja auch immer Ängste und Befürchtungen verbunden. Wie ist es euch damit ergangen?

Paul: Tatsächlich wollten wir bereits vor zwei Jahren ein Haus in Spanien übernehmen, allerdings in einer anderen Ecke. Unsere Kisten waren gepackt, der Umzug organisiert, dann sagte uns der Besitzer kurz vor dem Abflug ab. Unsere Wohnung war natürlich auch schon gekündigt, daher mussten wir sehr schnell etwas Neues finden. Innerhalb einer Woche entschieden wir, von Berlin nach Kleinzerlang, einem Dorf in Brandenburg zu ziehen. Damals wussten wir auch nicht, ob das gutgeht. Aber es hat sich total positiv entwickelt und von daher machen wir uns auch jetzt keine Sorgen.
Wir kennen den Ort, die Umgebung, wir wissen, wo wir einkaufen können und auch die medizinische Versorgung ist gut. Das einzige Risiko ist die Vermietung. An der Stelle haben wir schon hin und wieder einmal Bauchgrummeln. Und doch überwiegt das Gefühl: Es ist genau richtig, wie es gerade ist .

Irina: Vielleicht wäre es in einem anderen Teil Spaniens anders. In Herradura kennen wir die Leute und haben Ansprechpartner für alle möglichen Dinge.
Von daher überwiegt die Neugier.

Paul: Wie man mit einer neuen Situation klarkommt, hängt auch stark davon ab, wie bereit man ist, sich mit anderen Menschen einzulassen. Das haben wir immer wieder erlebt und gerade auch in Brandenburg erfahren.

Wie muss man sich das vorstellen?
Paul:
Wir sind dort ganz offensiv auf die Leute zugegangen. Zuerst haben wir uns bei den direkten Nachbar vorgestellt und von dort an größere Kreise gezogen. Es gibt im Ort einen Heimat- und Kulturverein, der sich um verschiedene kleine Veranstaltungen kümmert. Dem sind wir sofort beigetreten, haben uns gleich an der Arbeit beteiligt und bei den Abenden mit den Einheimischen unsere Trinkfestigkeit bewiesen. Wir waren ganz schnell akzeptiert, haben Freunde gefunden, die uns nächstes Jahr auf der Finca besuchen und dort ihre Goldene Hochzeit feiern werden. Von daher schauen wir auch optimistisch auf den Neuanfang in Spanien.

Für touristische Aktivitäten ist die Zeit gerade nicht besonders einfach. Was braucht man, um ohne Netz und doppelten Boden alles auf eine Karte zu setzen?

Paul: Vielleicht fällt es uns leichter, weil wir beide unser ganzes Leben lang als Selbstständige gearbeitet haben. Wir waren nie fest angestellt. Klar, es gab immer wieder mal schwierige Zeiten, aber wir haben jedes Mal dafür gesorgt, dass es irgendwie weitergeht. Klar, wir gehen finanziell an unsere Grenzen. Manche unserer Bekannten halten uns deshalb für verrückt. Und ja, es gab auch unruhige Nächte, aber letztendlich überwiegt der Wunsch, unseren Lebenstraum umzusetzen. Im Endeffekt hat es in unserem Leben immer geklappt. Ich habe keine Angst. Das Positive, was uns erwartet, die bessere Lebensqualität, wiegt alles auf.

Irina: Man muss nur bereit sein, die Komfortzone zu verlassen. Im Vorfeld sollte man sich ein paar Dinge gründlich überlegen: Kenne ich das Land? Was werde ich dort machen, wovon lebe ich? Viele Auswanderer scheitern daran, sich diese Fragen nicht zu stellen. “Ich will ans Meer“ reicht alleine natürlich nicht. Da sollte man schon einige Coaching-Techniken zurate ziehen, um die Entscheidung zu prüfen. Und möglichst keine Frage sollte mit „ich weiß nicht“ beantwortet werden. Das alles passt bei uns. Und dasLeben ist dort einfach viel gesünder. Sonne, Wärme, gute Luft, das Klima ist mild und subtropisch. Auf der Finca werden Oliven, Avocados, Mangos, Chirimoyas und viele Gemüsesorten in Bioqualität angebaut. Und ich werde für die Hühner „zuständig sein“. Paul hat mir schon ein Buch über den richtigen Umgang mit Hühnern geschenkt. Das sind hochsensible Wesen. Und überhaupt: Die Spanier gehen mit Corona viel sorgsamer um. In dieser Region sind die Einheimischen bis zu 90% durchgeimpft, die über 70jährigen sogar zu 100%.

Paul: Sollte Spanien wegen Corona doch noch einmal dicht machen müssen, haben wir unten im Ort eine Wohnung, in die wir jederzeit umziehen können. Die haben wir uns als „kleine Hängematte“ gekauft. Wenn alles gut geht, werden wir sie im Sommer ebenfalls vermieten, wenn nicht, bewohnen wir sie selbst. Als Architekt kann ich jederzeit online arbeiten und ich habe gute Auftraggeber. In dieser Hinsicht haben wir natürlich schon eine gewisse Sicherheit.

Irina: Freiberuflichkeit ist eine gute Schule. Man weiß irgendwann, dass man für alles immer eine Lösung findet.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Euren Neustart.

Übrigens:
Ein Urlaub auf der Finca kann ab sofort gebucht werden. Die Wohnung im Ort steht ab Februar 2022 zur Verfügung und ist ideal alle, die im Urlaub kein Auto benutzen und in fünf Minuten am Strand sein möchten. Alle Infos und mehr Impressionen gibt es unter www.casa-finca.de

Liebe Lesende, wenn Sie mit Ängsten im Zusammenhang mit Veränderungen oder sozialen Situationen kämpfen und neue Bewältigungsstrategien erlernen oder sich mit einem Coaching begleiten lassen möchten, schreiben Sie mir: hello-coach@t-online.de

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