Neulich habe ich mal wieder die alten Harry Potter Filme angeschaut. Und wieder faszinierte mich die Szene, in der Harry in Dumbeldores Büro steht dessen Phönix bei der Erneuerung zuschaut. Eine ähnliche Wirkung hat es auf mich, wenn ich erlebe, welche Energie Klient*innen aus dem Lebensintegrationsprozess (LIP) nach Wilfried Nelles schöpfen.
LIP? Nie gehört?
In diesem Aufstellungsformat geht es um ein Rendezvous mit den verschiedenen Entwicklungsstadien der eigenen Biografie. Aus der Erwachsenperspektive schauen wir sozusagen unserem Inneren Kind bei dabei zu, wie es an der Bewältigung jener Höhen und Tiefen wächst, die das Lebens bereithält. Im Vergleich zur klassischen Aufstellungsarbeit geht es dabei nicht um Beziehungen und Verwicklungen im Familiensystem, sondern um die individuelle Lebensleistung, um Potenziale und Ressourcen. Der LIP ist ein Angebot für Menschen, die sich bereits intensiv mit ihrem Leben auseinandergesetzt haben und diesen Prozess mit gutem Gefühl abschließen möchten. Oder, wie Wilfried Nelles es ausdrückt, sich als die Person annehmen möchten, die sie sind. Selbstakzeptanz und Selbstliebe spielen im Ergebnis eine zentrale Rolle.
Potenziale und Ressourcen wachküssen
Nelles geht davon aus, dass jeder Mensch mit ihm eigenen Potenzialen zur Welt kommt, die nach Vollendung streben. Oft bleiben sie jedoch unbemerkt oder werden vernachlässigt. Durch die Arbeit mit dem LIP können sie ins Bewusstsein befördert und zum Strahlen gebracht werden. Dies ist eine beglückende Erfahrung. Als Aufstellerin erlebe ich tief berührende Momente, wenn Teilnehmende persönliche Schätze für sich heben, ihr Inneres Kind trösten und mit veränderter Haltung aus dem Prozess hervorgehen. Diese Veränderungen zeigen sich oft sichtbar in einer veränderten Körperhaltung. Ich finde, der Phönix ist ein schönes Bild für diesen Erneuerungsprozess.
Kreativer Startimpuls
Wer schon Erfahrungen mit Aufstellungsarbeit im Einzelcoaching gesammelt hat, kennt vermutlich die Arbeit mit Bodenankern. Sie repräsentieren Personen oder Situationen, in die sich die aufstellende Person einfühlt und sich aus deren Perspektive bestimmte Lebensbereiche oder Situationen nachempfindet. Im LIP repräsentieren sie Lebensphasen – von der pränatalen Phase bis zum augenblicklichen Alter.
Der Prozess beginnt mit der Gestaltung der Bodenanker. Diese Idee habe ich von meiner Ausbilderin Hedda Rühle übernommen, die ihre Klient*innen Symbole oder Bilder malen lässt. Ich habe diesen Prozess ein Stück erweitert, indem ich Kreativtechniken wie Collagieren und Modellieren einbeziehe. Persönliches Fotomaterial kann ebenfalls verwendet werden. Vieles ist möglich und trägt zu Öffnung der Tür ins Unbewusste bei.
Ein Bild für jeden Lebensabschnitt
Für jeden großen Lebensabschnitt gibt es ein Bild. Diese Bilder werden analog zum Kreis des Lebens ausgelegt und helfen dabei, sich tief in die jeweilige Phase hineinzuversetzen. So führen uns die äußeren Bilder auf dem Weg zu den Inneren. Die aufstellende Person entscheidet, an welcher Stelle die Reise in die Vergangenheit beginnen soll. Alles darf sein, nichts muss, Chronologie ist nicht erforderlich. Der folgende Prozess ist sehr individuell. Daher ist es wichtig, aus einer stabilen psychischen Grundsituation mit dieser Methode zu arbeiten, denn vor der Leichtigkeit zeigt sich oft das Dunkle und Schwere.
Um dies bestmöglich abzupuffern füge ich dem Aufstellungsformat das Gesundheitsfördernde kreative Schreiben (GKS) bei. Ausgehend von Gefühlen und inneren Bildern, die beim Blick auf die einzelnen Entwicklungsphasen aufkommen, lade ich die Lebensreisenden ein, sich schreibend mit den Ressourcen zu verbinden, die in der jeweiligen Lebensphase vorhanden waren. Entsprechende Schreibimpulse lenken Blick darüber hinaus auf Möglichkeiten, um das individuelle Potenzial in der Gegenwart zu unterstützen.
Abgesehen von dem Schub an frischer Energie und Bewusstheit für die guten Gaben, die das Leben uns mitgegeben hat, ist der LIP eine wunderbare Methode, um sich zu verdeutlichen, dass wir unser Leben bis zum letzten Atemzug so gestalten können, wie es sich für uns richtig und gut anfühlt.
In meiner Praxis biete ich den LIP sowohl für Einzelpersonen an als auch für Mini-Gruppen mit maximal drei Teilnehmenden. Nächster Gruppentermin: Freitag, 5. Februar 2024. Einzelaufstellungen sind jederzeit nach Absprache möglich.